Hausgottesdienst am 11. Trinitatissonntag dem 23. August 2020

Hausgottesdienst am 11. Trinitatissonntag dem 23. August 2020, Pfarrer Kurt Boltres

Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen 

Tagespsalm Nr. 140 „Bitte um Rettung“

Gebet:

Allmächtiger Herr und Gott, der Vater, der Sohn und der Heiliger Geist. Du bist die Quelle des Lebens, ohne dich ist unser Wort leer. Unser Herz ist unsicher und voller Angst. Wir überschätzen uns selbst und sehen viel zu oft über die anderen hiunweg. Wir sind auch nicht zur Demut bereit und meine nimmer vor dir bestehen zu können. Tilge zunächst unsere unvergebene Schuld, die uns von dir und unseren Mitmenschen trennt, dann erwecke in uns den neuen Menschen. Wir heben unsere Hände zu dir empor und bitten dich: Herr erbarme dich unser !

Wir lesen Gottes Wort im Evangelium des Lukas 18,9-14

9 Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis: 

10 Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. 13 Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!

14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Welcher von beiden

Liebe Schwestern, liebe Brüder, liebe Gemeinde !

Zu diesem Gleichnis aus der Bibel kenne ich viele Bilder von berühmten, klassischen Malern, wie auch viele kleine Karikaturen aus unserer Zeit. Und ich kann mir daher bildlich vorstellen, wie der prahlende und selbsherrliche Pharisäer in diesem Gleichnis vor Gott steht, wie er sich auf die Brust schlägt und wie er sich mit seinen Eigenleistungen lobt. Er hat diese Haltung wohl vorher zuhause vor dem Spiegel geübt, um danach vor Gott eine möglichts gute Impression zu hinterlassen. Für solche Leute sind nämlich Spiegelübungen von großem Wert, sie stärken das Selbsbildnis.

Das Großtuerische, der Eigenlob jedoch, ist nicht mein Ding, das kann ich frei und offen sagen. Ich habe es nämlich erlebt, dass andere ihre eigene Arbeit wieder und wieder lobten, manchmal sogar in peinlicher Weise. Sogar unter den Pfarrern ist es vorgekommen, dass der eine oder andere sich mitten im Gespräch Lohrbeeren aufsetzte und dann aber seiner eigenen Selbstherrlichkeit nicht mehr Herr werden konnte.

Dieses Großtuerische kenne ich auch aus meiner Kindheit. Da war ein Freund, ein Nachbarjunge in meinem Alter, dem ich immer wieder in meiner Gutgläubigkeit aufgesessen bin. Er lebt heute in Deutschland. Ich bin ihm aber oft aufgesessen, wenn er einfach das Blaue vom Himmel gelogen hatte. Und das verstand er sehr gut, das muss man ihm lassen, dass er gekonnt alles so darstellte, so glaubhaft – dass es auch wahr sein konnte. Wie oft habe ich mich da nicht geärgert, wenn ich ihm natürlich zu spät auf die Schliche kam. Einmal wollte er uns mit seinem alten Traktor aus Kriegszeiten herumführen. Den hatte er jedoch nicht und er führte mich durch seine ganze Verwandtschaft ihn zu suchen, bis es dann Abend wurde und die Suche ein Ende fand. Verarscht hat er mich, würde man das heute nennen. Mein Mutter tröstete mich daher mit den Worten: „Bescheidenheit ist eine edle Gabe !“ – Bescheiden zu sein, hat einen großen Wert !

Aus diesem Grunde habe ich, dann wenn ein Pharisäer erwähnt wird, diesen meinen Jugendfreund in Erinnerung. Dieser hatte sich auch immer gerne in der Vordergrund gestellt. Jeder Satz von ihm begann mit den Worten „ich habe“. Sein ICH hat er weiterhin behalten und ist dann mit diesem ICH auch ausgewandert. Einen anständigen Beruf hat er jedoch nicht gelernt und selbst die Umschulung in Deutschland hat er nicht ausgehalten. Sein Elternhaus wurde hier gleich nach der Wende mit 6.000 DM verkauft und soviel ich gehört habe lebt er verschuldet in einer kleinen Wohnung, getrennt von der Familie.

Auch der Pharisäer in dem heutigen Gleichnis ist mir kein guter Typ. Er lebt so selbstgerecht, so stolz und aufgeblasen, wenn er von sich erzählt, wieviel Almosen er den armen Leuten gibt und welche Fastenzeiten er einhält. Weiß er denn nicht, dass Gott das Verborgene auch kennt. Auch sein Bibellesen und das fromme Getue liegt mir in den Ohren. Ich mag nämlich solches Getue nicht und wenn mir diese Menschen über den Weg laufen, so höre ich geduldig zu, weil ich das, meines Dienstes wegen auch tun muss. Ich muss jedem Menschen als Seelsorger und Pfarrer mein Ohr schenken, ob er gesund oder krank, ehrlich oder hinterhältig, rei  oder schmutzig ist. Doch hinterher, wenn mir was verdächtig vorkommt, bete ich und bitte unsern Herrgott: „Ach Herr, lass diesen Mann doch zur Vernunft und nicht zu Schaden kommen !“

Ich las vor Jahren einen Artikel über das dänische Königsgeschlecht. In einer illustrierten Zeitschrift wurde ein Besuch des Königs Christian IX. an einer Dorfschule erwähnt. Hier in dieser Schule fragte nun der König die Schüler nach den Namen von großen Männern der Geschichte. Viele historische Persönlichkeiten kannten die Kinder und zählten sie auf. Nur eines der Kinder nannte auf Raten des Lehrers den Namen des Königs. Und der König fragte darauf das Kind: „Was dieser denn Großes getan hätte ?“ Darauf kam verlegenes Achselzucken und ein „weiß nicht“ zur Antwort. Und der König sagte dann zu allen Schülern: „Tröstet euch Kinder, ich weiß es auch nicht !“ In Wirklichkeit aber hat dieser König dem dänischen Staat politische Stabilität gegeben und dem Volk zum Wohlstand verholfen.

Solche Bescheidenheit ist mir lieber, weil dahinter eine große Tatkraft steckt.

Im gehörten Gleichnis ist mir nur die Gestalt des scheuen Zöllners sympatisch. Er geht bloß einmal in seinem Leben in die Kirche und auch dann zieht er das große Los der himmlischen Lotterie und geht beglückt und begnadet wieder heim. Ein Leben lang hat er Menschen betrogen und wird es nach diesem Tempelbesuch mit Sicherheit auch weiter tun. Das weiß ich, denn der Zöllner kann nicht anders, es ist sein Beruf, es ist sein Job, es ist seine Familie, die dahinter steht. Und er hat den Geruch des Geldes in der Nase. Denn wer einmal auf den Geschmack des Geldes kommt, der wird diesem so bald nicht mehr frei. Das kennen wir aus den vielen Märchen und Geschichten, die uns im Laufe des Lebens begegnen.

Dieser Zöllner war auch ziemlich bedenkenlos, unmoralisch und skrupellos gewesen. Er war villeicht auch ein Kollaborateur der Römer gewesen, diesen Volksfeinden der Juden. Er war ein Mensch, dem die klingende Münze näher stand, als die Armen, die Kranken und seine Nächsten. Man kann in ihm auch einen Betrüger ohne Herz, einen skruppellosen Menschen sehen.

Aber dieser Zöllner ist vor Gott kein Heuchler, sondern er zeigt tiefe Reue und Demut. In seiner Wahrhaftigkeit kommt er bei Gott an. Gott hört seine Reue, er hört seinen Ruf nach Vergebung. Und obwohl er als defekter Sünder gestempelt wird; - geht er „gerechtfertigt“ nachhause. Denn ihm hat Gottes Erbarmen geholfen. Er misst sich an dem, was nur Gott geben kann, nämlich an der Vergebung der Sünden.

Der Pharisäer im Tempel hingegen kann sich nicht daran messen. Er lebt nach dem strengen Gesetz, nach den Geboten und den guten Werken und hält sich für einen Rechtgläubigen, für einen orthodoxen Juden, für einen perfekten Menschen nach innen, wie auch nach außen. Er misst sich an den Maßstäben des Gesetzes und den Ordnungen der Menschen. Er wird deshalb nie im Leben die Gnade und Barmherzigkeit Gottes erfahren und begreifen können.

Und eben von dieser Gnade Gottes ist unser aller Leben abhängig. Denn wenn Gott nicht will, dann ist es aus. Wenn Gott nicht will, dass in seinem Erbarmen geholfen wird, dann ist es aus. Kein Leben können wir Menschen wieder erwecken, wenn Gott es nicht will. Das habe ich erlebt und das kennt auch ihr. Keine Medizin kann einen Sterbenden aus seinem Sterben heraus holen, wenn Gott es nicht will. Doch wenn er will, so geschieht es.

Und kein Menschen kann einem anderen Vergebung schenken, wenn Gott es nicht will. Man kann Vergebung zusprechen und den Trost dem bekennenden Sünder vermitteln, aber dennoch bleibt Gott derjenige, der alles sichtbar und wahr machen kann, so dass die Seele „rechtfertigt“ wird, so wie bei dem Zöllner. Denn jedes Bekenntnis muss aus dem Herzen und aus der Seele kommen, sonst wird daraus nichts. Kommt es nicht von innen, so kann Gott auch nicht helfen. Ein bischen müssen wir uns dennoch bemühen und es zumindest wagen, zu sagen: „Herr, sei mir Sünder gnädig !“ oder „Herr, vergib mir und hilf mir !“

Der Zöllner hat es ehrlich gewagt und ging selig nach Hause. Der Pharisäer blieb weiterhin ein Heuchler, ein Großtuer und ein Sünder. Deshalb ist mir der Zöllner sympathisch. Wegen seiner Ehrlichkeit und seinem Mut vor Gott zu treten und sein Fehlverhalten zu bekennen. Denn viele Individuen laufen heute herum, ohne zu bekennen. Sie wollen es auch nicht. Sie sitzen im Parlament und schaffen Gesetze für ihr unrechtes Verhalten und auch für ihre Sonderrenten. Die hintergraben die Justiz, um die eigenen Taschen zu füllen. Selbst die jetzige Corona-Krise nutzen sie für Intrigen und für ihre eigenen Taschen. Doch sie sind kein gutes Beispiel für die nächste Generation. Das macht uns große Sorgen.

Aber Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Er will, dass jeder Christ sich zu seinen Fehlern bekennt. Dann wird seine Gnade und Barmherzigkeit sichtbar werden. Dann wird Gottes Herrlichkeit bereits jetzt schon sichtbar sein. Doch bis dahin ist ein weiter Weg, über den selbsherrlichen Pharisäer bis hin zum reuemütigen Zöllner. Welcher von beiden gefällt uns ? Liegen wir etwa dazwischen ? Das sei die Frage, die uns in den nächsten Tagen beschäftigen mag. 

Gebet:

Wir danken dir, allmächtiger Gott und Vater, für alle Gaben des Leibes und der Seele, die wir von dir empfangen haben. Leite uns durch deinen Geist. Dass wir die Güter, die du uns anvertraust, treu verwalten und lehre uns vor allem nach deinem Reich zu trachten, um die himmlische Berufung nicht aus dem Auge zu verlieren. Lass uns Herr werden über unseren Hochmut und zeige uns den Weg zu einem demütigen  Herzen. Deine Botschaft in Wort und Gleichnis möge unsere sündigen Herzen erreichen.

Wir beten für deine Kirche auf Erden, für unsern Bischof und für die Prediger des Wortes Gottes, wie auch für die vielen Helfer in unseren Gemeinden. Gib Freude und Mut dein Wort zu verkündigen, deine Wahrheit zu lehren und deiner Gemeinde zu dienen. Erinnere alle Christen an das große Heil in Jesus Christus. Mach es möglich, dass alle Menschen im Glauben zueinander finden, einander helfen und wahre Brüder werden. Lenke die Regierenden dass sie sich stärker für den Frieden in der Welt einsetzen. Beseitige duch deine allmächtige Kraft die vielen Gefahren, die uns bedrohen. Lass auch bald den Tag kommen, dass wir endlich aus dieser Gesundheitskrise, dieser Coronakrise befreit werden. Hilf den Wissenschaftlern schneller zu einem wirksamen Ergebnis zu kommen.

Wir bitten dich um deinen Segen für die Notleidenden, die Bedürftigen, die Kranken und Schwachen in unseren Gemeinden, und auch auf der ganzen Welt. Lass die Menschen zur Vernunft kommen,  um der Gemeinschaft mit neuen Kräften und neuen Erkenntnissen zu dienen. Auch den Sterbenden schenke ein seliges Ende, ein Ende ohne innere Not und argen Schmerzen.

Wir bitten dich für unsere Verwandten, Bekannten und Freunde, in der Nähe und in der Ferne, ob sie in Schwierigkeiten stecken oder ob sie zufrieden sind. Sei mit ihnen nach deinem großen Willen und deinem wahrhaften Entscheiden. 

Sei auch mit den vielen ärztlichen Helfern in dieser Zeit und unterstütze sie in ihrem Einsatz und in ihren Initiativen, damit den Notleidenden und der ganzen Menschheit dadurch geholfen werde. Schenke allen Menschen Mut und Kraft zum wahren Bekenntnis an Jesus Christus.

Wir gedenken vor dir auch der Freunde, die in besonderer seelischer Not stehen. Wir denken an die Freunde, die ihre Not in Medikamenten und Drogen verdrängen wollen und daher Leid und Schmerzen über ihre Familie bingen. Wir wissen  manchmal nicht, wie wir ihnen helfen können  und suchen unendlich lange nach Lösungen. Wir bitten dich, gib uns die rechten Gedanken und Worte zu diesem allgemeinen Problem unter uns, damit wir helfen können. Herr, unser Gott, erhöre unser Gebet.

Wir beten dich an und nennen in der Stille unsere Anliegen, unsere Probleme und auch die Namen derer, die uns besonders am Herzen liegen, mit ihrer Not und ihrer Schwachheit, und bitten dich um deinen Beistand ... (Wir bitten dich im besonderen für NN ...)

Du, Herr, bist unsere Glaubensstärke, unsere Zuvericht und unsere Hoffnung. Dir vertrauen wir und beten dich an, hier und jetzt, sowie in Ewigkeit. Amen


Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute,

und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigen.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

Der Herr segne und behüte uns.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden.

Amen