Hausgottesdienst am Vorletzten Sonntag im Kirchenjahr dem 15. November 2020

Hausgottesdienst am Vorletzten Sonntag im Kirchenjahr dem 15. November 2020, Pfarrer Kurt Boltres

Im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Tagespsalm Nr. 137 – Klage der Gefangenen zu Babel

Gebet:

Allmächtiger Herr und Gott, der Vater, der Sohn und der Heiliger Geist.  Vor deinem Richterstuhl wirst du alle Völker der Erde versammeln. Wir können vor deinem Angesicht nicht bestehen und sind ganz und gar auf deinen Gnade angewiesen. Deshalb heben wir reuhmütig unsere Herzen und Hände zu dir empor und bitten dich: Herr erbarme dich unser !

Wir lesen Gottes Wort im Evangelium des Lukas: Lukas 16,, 1-8(9) 

161Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Verwalter; der wurde bei ihm beschuldigt, er verschleudere ihm seinen Besitz. 2Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft über deine Verwaltung; denn du kannst hinfort nicht Verwalter sein. 3Da sprach der Verwalter bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt mir das Amt; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln. 4Ich weiß, was ich tun will, damit sie mich in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich von dem Amt abgesetzt werde. 5Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? 6Der sprach: Hundert Fass Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich hin und schreib flugs fünfzig. 7Danach sprach er zu dem zweiten: Du aber, wie viel bist du schuldig? Der sprach: Hundert Sack Weizen. Er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein und schreib achtzig.

8Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte. Denn die 

Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts. 9Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.

Gut ist, was nützt

Liebe Schwestern und Brüder,

Erlaubt ist hier, was dir nützt. Selbst dann, wenn du deinen Chef betrügst, kommst du dennoch gut heraus. Am Ende lobt er dich auch noch, dass du so schlau gewesen bist.

So lässt sich in drei Sätzen zusammenfassen, was wir eben gehört haben: „Erlaubt ist hier, was dir nützt. Selbst dann, wenn du deinen Chef betrügst, kommst du dennoch gut heraus. Am Ende lobt er dich auch noch, dass du so schlau gewesen bist.“

Ich muss gestehen, diese Erzählung aus dem Mund Jesu macht mich spontan fassungslos. Es hört sich für mich an, wie eine Anleitung zu konsequent eigennützigem Vorgehen, ja sogar zu einem kriminellen Verhalten. Ich werde auch unangenehm an viele Managerskandale der jüngeren Zeit erinnert, an etliche große Steuerhinterziehungen, an bewusst herbeigeführte Firmenpleiten, an die rumänische AVAS (Treuhand) die dann Großbetriebe um 1 USD verschacherten, an die vielen PSD-Barone, die Geldwäsche und Umweltverbrechen. Das alles wird, wenn wir diese Worte in die heutige Zeit übertragen von Jesus gebilligt, weil es einem Einzelnen nützt, weil dieser Einzelne  klug ist und sich in der Krise durchwuschteln kann ?

Wir wissen, dass eine umsichtige Klugheit in dieser Welt eine besondere Attraktion für uns Menschen ist. Ich muss auch die vielen Geschäftsleute bewundern, die einen guten Riecher für diese Zeit haben. Im gegebenen Moment setzen sie ihr Glück, ihr Können und ihr Geld ein und kommen damit zu einem Millionenvermögen. Diese jedoch zu unserem Vorbild zu machen, davon ist unbedingt abzuraten. Denn nicht jeder von uns ist ein sogenanntes Sonntagskind.

Das was Jesus uns erzählt ist äußerst spannend. Es ist aus dem Leben gegriffen und zeugt dafür, dass Jesus nicht weit von der Wirklichkeit lebte, sondern  mitten drin stand. Ein Verwalter gerät hier in eine Krise. Er ist verklagt worden und muss Rechenschaft ablegen. Er kennt bereits das Urteil: „du kannst hinfort nicht mehr…“ Was ist da zu tun ? Es scheint schon zu spät zu sein, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Aber, er nutzt die Zeit noch aus und sucht nach Alternativen.

Da kommt ihm die Blitzidee, eine Entscheidung für die Zukunft zu treffen. Seine Existenz in der Zukunft muss doch gesichert werden. Noch hat er das Recht Entscheidungen zu treffen. Er ruft also die Schuldner seines Herrn zu sich und setzt diesen ihre Schulden um eine beträchtliche Summe herunter. Mit eigener Hand schreiben die Schuldner ihre Schuldscheine um und gehen dankerfüllt weg. Sie werden, und das ist hier der Gedanken, den Verwalter, falls etwas schief gehen sollte, an seinem Lebensabend bei sich aufnehmen. Sie werden diese gute Tat nicht vergessen. 20% - 50% Schuldenerlass – das verpflichtet zur Dankbarkeit. Clever ist das. Erlaubt ist doch, was dir nützt. 

Etliche Robin-Hood – oder Haiducken-Geschichten habe ich mit solch einem gütigen Ende gelesen. Da wird das Vermögen der Reichen einfach beschlagnahmt und an die Armen verteilt. Es werden Volkshelden geboren und die Thematik: „Eine Hand wäscht die andere“ kehrt immer wieder ins Blickfeld. Durch ihr Verhalten ist ihnen Dank und Achtung aus den Reihen des Volkes erwachsen, aber kein Frieden ist in Sicht. Denn wenn Frieden ist, werden andere Herren kommen und andere Regeln aufstellen. Solche Geschichten sind spannend und phantasievoll, sie muntern auf und geben Genugtuung darüber, dass außer bei Gott, auch hier auf Erden manchmal Gerechtigkeit geübt wird.

Aber kann man das so stehen lassen? Nein, natürlich nicht. Darum hat der Apostel Lukas einen zweifachen Kommentar angehängt. Die frühen Christen haben sich nämlich gefragt, wie denn das Verhalten des Verwalters bewertet werden soll ? Der erste Kommentar lautet: Wer sich in der Welt bewegt, sollte tunlichst nach den Gesetzen der Welt handeln. Und das Thema „Eine Hand wäscht die andere“, ist dabei ein durchaus kluges Gesetz. Dass der Verwalter in seinem Fall geradezu kriminell gehandelt hat, liegt in der Natur der Sache: Es geht schließlich um seine Existenz. Und die Not kennt kein Gebot.

Doch dieser Kommentar allein genügte nicht. Es konnte nicht sein, dass sich Christen aufgerufen fühlen, dem Egoismus freien Lauf zu lassen. Deshalb ein neues Gebot: gebt euer Geld denen, die es brauchen. Verschenkt, was ihr habt, an die Armen. Und im Himmel werdet ihr voller Freude empfangen sein, weil ihr so großzügig gewesen seid. Und das ist das, was euch hier und in Ewigkeit nützten wird !

Aber wohl gemerkt: nicht den Verwalter gibt uns Jesus zum Vorbild. Im Gleichnis wird dieses ganz deutlich und dennoch in unserer Welt missverstanden. Hier ist eigentlich Gott der Herr, derjenige, der die Gaben verteilt und wir Menschen sind die Verwalter dieser himmlischen Gaben. Jesus gibt uns jedoch nicht diesen Verwalter aus dem Gleichnis zum Vorbild, er gibt seine Klugheit zum Vorbild. Gott der Herr hat uns Güter und Gaben anvertraut, für die wird irgendwann mal Rechenschaft abzulegen schuldig sind. Dieses anvertraute Gut ist nämlich nicht unser Besitz. Aber mit diesem anvertrauten Geld und Gut sollen wir so umgehen, dass anderen geholfen wird. Deshalb wird die Klugheit im Umgang mit diesem Gut von Jesus gelobt.

Es ist für uns Sterbliche ein wenig schwerer verständlich, weil wir in unserer egoistischen Lebensweise, diese Klugheit immer nur für uns verwenden wollen. Und da kenne ich eine lustige Begebenheit:

Ein bekannter Kunstsammler, der schon viele einfältige Bauer über die Ohren gehauen hatte, indem er als Kunstverständiger wertvolle Sachen für minderwertig einstufte, ging eines Tages in Kronstadt an einem Laden vorbei. Hier sah er, wie eine struppige Katze Milch von einer Untertasse leckte. Er schaute zweimal hin und erkannte, dass die Untertasse ein sehr altes, wertvolles Stück ist. Daraufhin betrat er den Laden und macht ein prächtiges Angebot, die Katze um 70 Lei zu kaufen. Der Ladenbesitzer Gheorghe sagt: „Tut mir leid, die Katze verkaufe ich nicht!“ Darauf macht der Kunstsammler ein neues Angebot von 100 Lei. Der Ladenbesitzer Gheorghe willigt nun ein, „hier haben sie die Katze“ und steckt die 100 Lei ein. Aber der Kunstsammler ist damit noch nicht fertig und sagt: „Für die 100 Lei könnten sie mir ruhig auch die Untertasse überlassen, die Katze hat sich an sie gewöhnt und mir würde es die Mühe ersparen, eine Schüssel für die Milch zu besorgen“. Darauf entgegnet der Gheorghe: „Das geht nicht ! Diese Untertasse ist nämlich mein Glücksbringer. Bis heute habe ich schon 38 Katzen verkauft “.  

Erlaubt ist alles, was dir nützt. Auch die größte Schläue. Jedoch von Jesus werden wir belehrt, dass diese Schläue nur dann unser Glücksbringer sein kann, wenn sie auch unserem Nächsten zugutekommt. Wird die Klugheit und die Entschlossenheit und die Tatkraft für unseren Nächsten eingesetzt, so wird Freude im Himmel sein und unsere Entscheidung wird gelobt. Lasst uns diesen Gedanken auch behalten, denn er hat einen großen Wert für unser Leben.

Dann drückt auch Gott der Herr ein Auge zu und vergibt uns unsere Verschuldungen ihm gegenüber. Das heißt nun nicht, dass wir uns durch gute Werke loskaufen könnten. Das nicht ! Aber wie auch Martin Luther sagt: Glauben und gute Werke fördern ein heiles Leben. Deshalb lasst uns die anvertrauten Gaben füreinander einsetzten und uns gegenseitig helfen. Lasst uns die Klugheit aneinander in gutem Sinne ausprobieren, damit dadurch unser Glauben gestärkt werde. Lasst uns dabei nicht vergessen, dass „in ihm, durch ihn und zu ihm“ alle Dinge sind. Auch diese Corona-Krise ist ein Test für unsern Glauben. Lasst uns deshalb der Gnade Gottes bewusst sein und bleiben, bis zum Tage der Rechenschaft, der mit Sicherheit kommen wird ! 

Das liegt auch in der Natur der Sache: Allein mit weltlicher Vernunft ist Jesus nicht beizukommen. Er lobt die Klugheit der Welt, das Pragmatische: Gut ist, was dir nützt. Und zugleich ist seine Logik des Himmelreiches noch eine andere, als die Logik der Welt. „Selig sind die Friedfertigen“, sagt Jesus. „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Und: „Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“ Eigentlich ist die Bibel voller Ratschläge, Gedanken, Ermahnungen und Richtlinien für das, was gut ist und das, was nützt – hier und jetzt und in Ewigkeit ! Amen.

Gebet:

Wir danken dir, allmächtiger Gott und himmlischer Vater, und peisen dich, daß du uns deinen Sohn zum Herrn und König gegeben hast. Wandle und erneuere uns, daß wir im zur Ehre leben, daß wir dem Nächsten dienen und bei dir Barmherzigkeit finden. Denn du wirst richten die Lebenden und die Toten. Erleuchte uns deshalb durch den Heiligen Geist, daß wir dich freudig erwarten, uns von dir belehern lassen und uns durch unser vertrauenvolles Leben bereithalten für die Ewigkeit.

Wir bitten dich für deine Kirche auf Erden, daß sie das unverfälschte Evangelium immer wieder verkündigt. Lass die Kirche den Gebrauch der Sakramente heilig halten und ihre Diener dafür motivieren. Beschütze und bewahre in deiner Gnade alle Armen, Kranken, Schutzlosen und Verwaisten. Allen Mühlesigen und Beladenen gib Freiheit von aller Sorge und uns, von der Pandemie heimgesuchten, gib inneren Frieden. Lass alle Angst um Gesundheit und Frieden zu einer guten Lösung kommen. Gib den Sterbenden neue Hoffnung auf ein seliges Ende. 

Wir tragen unseren Glauben im  Herzen, es ist der Glaube an unsern Dreieinigen Gott, welcher stärkt, tröstet und auch hilft. Ihm sei ewig Preis und Lob und Anbetung in Ewigkeit. Amen.

Wir gedenken vor dir auch der Freunde, die in besonderer seelischer Not stehen. Wir denken an die Freunde, die ihre Not mit Medikamenten und Drogen verdrängen wollen und daher Leid und Schmerzen über ihre Familie bingen. Wir wissen  manchmal nicht, wie wir ihnen helfen können  und suchen unendlich lange nach Lösungen. Wir bitten dich, gib uns die rechten Gedanken und Worte zu diesem allgemeinen, aber auch wachsenden Problem unter uns, damit wir helfen können. Herr, unser Gott, erhöre unser Gebet.

Wir beten dich an und nennen in der Stille unsere Anliegen, unsere Probleme und auch die Namen derer, die uns besonders am Herzen liegen, mit ihrer Not und ihrer Schwachheit, und bitten dich um deinen Beistand ... (Wir bitten dich im besonderen für NN ...)

Du, Herr, bist unsere Glaubensstärke, unsere Zuvericht und unsere Hoffnung. Dir vertrauen wir und beten dich an, hier und jetzt, sowie in Ewigkeit. Amen

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute,

und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigen.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.


Segen

Der Herr segne und behüte uns.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns seinen Frieden.

Amen