Heilig Abend 2020

Heilig Abend, 24. Dezember 2020

Im Namen Gottes, des Vaters, der Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Gebet: Barmherziger Gott und Vater, du hast bei der Geburt deines Sohnes allen Menschen deinen Frieden und dein Wohlgefallen verkündigen lassen. Wir bitten  dich, gib, daß wir in dieser Heiligen Nacht dich mit allen Engeln im Himmel und deiner ganzen Kirche auf Erden anbeten, rühmen und preisen, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, unsern Herrn.

Das Wort der Bibel zur heiligen Nacht: Lukas 2,1-14,15-20

JESU GEBURT

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Wieder und wieder, das Christkind

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde,

Traurig sieht die Welt heute aus. Vielerorts wird Weihnachten höchst eingeschrenkt gefeiert. Mit Maske, mit Abstand, mit Händewaschen, Lüften und Desinfektionsmitteln feiern wird die Geburt des Jesuskindes. Die Gefahr einer Ansteckung ist riesgroß. Die Folgen trotz medizinischer Fortschritte noch unklar. In dieser fragwürdigen Zeit feiern wir nun gemeinsam das Weihnachtsfest. So sieht es heute nicht nur hier sonder überall in der Welt aus. Erschreckende Nchrichten erreichen uns.

Als ich ein kleiner Junge war und selber noch an der Hand meiner Großmutter zum Weihnachtsbaum in die große Kirche ging, da war mein Erleben und auch meine Erwartung von einer besonderen Art. Der, für meine damaligen Begriffe, riesengroße Tannenbaum (6-8 m) in der Kirche mit den großen Weihnachtskuchen und den leuchtenden Kerzen war ein Erlebnis. Der Kindergesang und das Krippenspiel der Konfirmanden faszinierten meine Blicke. Die Päckchen, die ausgeteilt wurden begeisterten mich ebenfalls.

Aber mehr noch beschäftigten mich die Gedanken an zuhause. Davon hatte ich gehört und es auch in der ganz frühen Kinderjahren mitbekommen. Denn zuhause, das heißt bei Großmutter zuhaus, gab es die große Überraschung. Und diese kam vom Christkind. Ihm verdankte ich in den Jahren die großartige Weihnachtsbescherung. Und nicht der Weihnachtsmann (mos craciun) oder der Nikolaus (mos Nicolae), oder der Wintermann (mos Gerila) aus der kommunistischen Zeit,  waren der Grund meiner Unruhe, sondern das Christkind. Es kam nämlich immer leise durch die Tür, ohne dass es von den Leuten gesehen oder erkannt wurde. So geheimnisvoll habe ich mein Christkind in Erinnerung, als dass ich auch heute noch von ihm träume. 

Und wenn das Christkind dann beim Weggehen das Glöckchen läutete, zum Zeichen, dass der Weg zu der Bescherung frei sei, da war die Kinderfreude unbeschreiblich. Das leuchtende, kleine Bäumchen in der guten Stube, es stand auf einem Hocker, verlor sich schier unter dem riesigen Berg von Geschenken. Denn das Christkind hatte wirklich an alle gedacht. Die Großfamilie war zahlreich, sage und schreibe 28 Familienmitglieder zwischen 2 Jahren und 90 Jahren feierten Weihnachten gemeinsam. Natürlich war das Christkind immer verständnisvoll und richtete seine Geschenke den vielseitigen Anforderungen gemäß.

Der alte Eugen-Onkel von 90 Jahren durfte sich über Taschentücher und Wollsocken freuen, die gute Anni-Tante wurde in ihren 80 Jahren mit Mehl und Zucker beschenkt, weil sie immer so gut backen konnte, die Großmutter erhielt eine neue Wolldecke, weil ihre alte bereits so abgenutzt war, dass sogar die Zigeunerin sie nicht mehr haben wollte. Die jung verheirateten Onkels erhielten je einen Kühlschrank, damals 1965 eine Sensation. Der lag zwar nicht bei den Geschenken unter dem Tannenbäumchen, das Christkind hatte nur die Bedienungsanleitung in ein Couvert gelegt und einen Zwirnfaden zum Aufwickeln daran befestigt. Der wurde dann  angerollt bis nach hinten in die Werkstatt, wo das Weihnachtsgeschenk zu finden war. Ein Hallo und eine besondere Freude für alle und im Besonderen für die Beschenkten. Und ich, was denkt ihr, habe ich, als braver Junge vom Christkind bekommen.

Nicht die neue Taschenlampe hat mich begeistert, die ich mir gewünscht hatte, mit der man sogar das Ziffernblatt am Kirchturm beleuchten konnte, sondern die vielen mehr oder weniger nach Möglichkeit erfüllten Geschenke. Die Auswahl war damals nicht so groß.

Einmal jedoch, ich war schon im Konfirmationsalter, gab es außer Lebkuchen und Schokolade, nur drei neue Taschentücher. Enttäuscht wollte ich diese Geschenke weglegen, da flüsterte mir das Christkind ins Ohr: „Schau mal nach, was in den Taschentüchern steckt“. Und ich tat es: - in jedem Taschentuch lagen je 100 Lei x 3 = 300 Lei, ein unvergleichbarer Wert für die damalige Zeit, sehr, sehr viel, sage ich !

Ich sage euch, dieser kleine, unscheinbare Wert des Christkindes war damals mein größtes Geschenk. Denn mit diesem Geld und meinem gesparten Geld konnte ich mir nach der Konfirmation ein eigenes Fahrrad kaufen. Das kleinste Geschenk wurde so zum größten Geschenk. 

Ob solche Art von Geschenken heute noch große Freude bereiten können, wenn in dieser Konsumgesellschaft alles zu haben ist. Das Geld muss schließlich und endlich fließen, zu Wihnachten, zu Ostern, zu Pfingsten, im Urlaub udn an Familienfeiern. Geheimnisvolle Feiern mit sehnsuchtsvoller Erwartung sind selten geworden, ja macherorts sogar verschwunden. Alles haben und zu jeder Zeit, ist heute aktuell sein.

Das kleinste und unscheinbare Geschenk ist verblasst. Aber nicht in der Heiligen Nacht. Da wurde das kleinste Kind in einer armseligen Hütte geboren, es hat in Armut gelebt, und wurde zum größten Geschenk der Menschheit. Dieses hilflose Jesuskind war durch die Gnade Gottes, noch am Tage seiner Geburt, von den Engeln gepriesen und von den Hirten aus Bethlehem angebetet. Unschuldig und unscheinbar wurde dieses Jesuskind nach Gottes Ratschluss auserwählt, um die Welt zu erretten.

Die Assoziation vom Christkind, zum Jesuskind und dann zu unserem Heiland, habe ich erst später machen können. Und diese Verbindung reicht bis zum heutigen Tag, wo ich sehe, dass diese unsere Kinder in ihrer Weise Weihnachten erleben und von Weihnachten ergriffen werden.

Das wünsche ich nun euch allen, dass aus dem kleinen, unscheinbaren und hilflosen Gedanken, etwas Großes wird. Denn Gott, der Herr, hat Großes an uns getan und für uns gesorgt für heute und für ewig. Deshalb soll Friede sein in unseren Seelen, ohne Sorgen, ohne Leid, ohne Zwist und ohne Hader, ja auch ohne diesem gefahrvollen Corona-Virus. 

Denn Gott hat erlöst sein Volk von Sünde und Tod, das verkünden  Engel und Erlöste. Lasst uns in diesen Lobgesang mit einstimmen und uns heute alle beschenken lassen, mit all dem, was nicht in Kaufhäusern zu finden ist, das was nicht käuflich ist, was uns das Christkind heute beschert. Das sind  Liebe, Frieden, Freude, Güte, Verständnis, Gnade und die Gotteserkenntnis im Glauben. Lasst uns an diesen festhalten, so werden wir alle Probleme mit Gottes Hilfe überwinden können. Amen

Pfr. Kurt Boltres

Gebet:

Lieber Vater im Himmel, wir danken dir, daß du in dieser heiligen Nacht dein ewiges Licht hast leuchten lassen in die Dnkelheit dieser Erde. Du hast deinen lieben Sohn in unsere Welt gegeben, daß er uns frei mache von allem, was uns hier gefangen hält, und uns die Tür aufschließe zu deiner Gnade. Gib uns deinen Heiligen Geist, daß es hell werde, auch in unseren Herzen und Häusern und wir alle zu der frohen Gewißheit kommen, daß auch uns der Heiland geboren ist, Jesus Christus, hochgelobt in alle Ewigkeit. Amen


Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute,

und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.


Segen

Der Herr segne und behüte uns.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.

Amen